Saterfriesisches Wörterbuch
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naan (m.), neen (f., n., Pl.)

1. kein: 1.1 naan Húund, neen Laampe, neen Húus; neen Húunde, Laampen, Húze : kein Hund, keine Lampe, kein Haus; keine Hunde, Lampen, Häuser. 1.2 wie hieden goar neen Tied : wir hatten gar keine Zeit.

naan, neen... of

weder... noch: deer kräit naan Húund of Hone ätter : es kräht/krähen weder Hund noch Hahn danach.

Stääk, do Stäke, die

1. Stich: ju kuud naan Stääk säie: sie konnte keinen Stich nähen. 2. Stoß, Ruck: bie Stäke oarbai(d)je: stoßweise (mit ständigen Unterbrechungen) arbeiten. 3. Denkzettel: dät skäl n Stääk foar die weze!: das soll ein Denkzettel für dich sein! 4. spitze Bemerkung; Seitenhieb: dät waas n kwoden Stääk: das war ein böser Seitenhieb. 5. Wurf beim Spiel: wäl häd dän eerste(n) Stääk?: wer hat den ersten Wurf? 6. Insektenstich: die Stääk fon ju Wispel häd n Näid bätelät: der Hornissenstich hat eine Narbe hinterlassen. 7. (Kartenspiel) Stich: 7.1 dän Stääk winne: den Stich gewinnen. 7.2 naan Stääk!: nichts!: hääst du deer wät fon kríegen? Iek? Naan Stääk!: hast du etwas davon bekommen? – Ich? Nichts!

gröitje

1. grüßen: (scherzhafter Abschiedsgruß): gröit God, wan du him sjugst ; dan kumt die naan Läipen juun : grüß Gott, wenn du ihn siehst; dann kommt dir kein Böser entgegen. 2. (beim Militär) salutieren.

Nome, -n, die

1. Name: 1.1 bie Nome namme, roupe: beim Namen nennen, rufen; etwas Negatives unbeschönigt darstellen. 1.2 in Nome fon dän Búrenfoogd: im Namen des Bezirksvorstehers. Ruf, Leumund: hie häd naan gouden Nome : er hat einen schlechten Ruf. 3. Unterschrift: du moast din Nome unner dän Bräif sätte : du musst deine Unterschrift unter den Brief setzen.

skeeuw

1. schief, krumm: 1.1 die Fersäik is skeeuw ronnen : das Experiment ist misslungen. n Pot is nooit so skeeuw, dät deer naan Däksel ap paset : kein Topf ist so schief, dass kein Deckel darauf passt. (Die meisten Menschen finden einen Partner.) 1.3 dät Fouger Ho lieg skeeuw ap dän Woain: das Fuder Heu lag schief auf dem Wagen. 1.4 skeeuw ounkiekje: jemanden mit Neid oder Argwohn ansehen. 1.5 skeeuw gunge: schief gehen, misslingen. 1.6 skeeuw luke: verformen. 1.7 skeeuw lekene Ploanken : verformte Planken. 2. böse: jo häbe noch neen skeeuw Woud mädeenuur heeuwed : sie haben noch kein böses Wort mit einander gehabt, gewechselt. 3. (Damenrock) vorne oder hinten zu kurz oder zu lang: die Rok is skeeuw un skäl : der Rock sitzt nicht. 4. zusammengesackt, nicht aufrecht, nicht gerade: hie siet skeeuw ap n Stoul : er saß zusammengesackt auf einem Stuhl.

1.1 tou Sköät kume

in Schwung, in Gang kommen; an die Arbeit gehen. 1.2 dät dúurt n bitje, bit iek tou Sköät kume : das dauert ein bisschen, bis ich in Schwung komme. 1.3 n glukkelken Sköät : Glückstreffer. 1.3 die Käärdel is naan Sköät Pulver wäid : der Kerl ist keinen Schuss Pulver wert. 2. kleine Menge Flüssigkeit oder Gewürz, die zur Abschmeckung schnell nachgeschüttet oder nachgegossen wird: n Sköät Rum in ju Moangelse dwo : einen Schuss Rum in den Rührteig tun. 3. plötzlicher Wachstumsschub: 3.1 die litje Wäänt häd n groten Sköät däin : der kleine Junge hat einen gewaltigen Wachstumsschub erlebt. 3.2 do Ate häbe deer n Sköät biekríegen : die Erbsen sind plötzlich stark gewachsen. 4. Trieb, Schössling an einer Pflanze. 5. Arbeitsschritt: 5.1 dän eerste(n) Sköät häbe wie bäte uus : den ersten Arbeitsschritt haben wir hinter uns. 5.2 n gouden Sköät bie de Oarbaid dwo : Fortschritte bei der Arbeit machen. 6. Wurf beim Spiel: du hääst noch aan Sköät fräi : du hast noch einen Freischuss.

anbifele

empfehlen: iek kon die naan betern Dokter anbifele: ich kann dir keinen besseren Arzt empfehlen.

anröögje

1. berühren, anfassen, anrühren: 1.1 hie röget naan Sluk an : er trinkt keinen Alkohol. 1.2 röge dän Kouke nit an! : rühre den Kuchen nicht an!

ap(pe)häbe

1. aufgegessen und/ oder aufgetrunken haben: 1.1 hie häd dän Bräi ap : er hat den Brei aufgegessen. 1.2. du hääst moor ap, as du ferdrege koast : du hast mehr gegessen und getrunken, als du vertragen kannst. 2. gern haben; bevorzugen: hie häd dät maaste mäd dut Wucht appe : er mag dieses Mädchen am meisten. 3. pleite, bankrott sein: hie häd et aal ap : er ist bankrott. 4. viel übrig haben für; mögen: 4.1 jo häbe fúul mäd hiere Bäidene ap : sie haben viel für ihre Kinder übrig. 4.2 iek häbe mäd dän Käärdel niks ap : ich mag den Mann gar nicht. 5. auf dem Kopf haben: hie wol naan Houd aphäbe: er will keinen Hut auf dem Kopf haben.

as

1. wie: 1.1 so äärm as n Lúus : so arm wie eine Laus. 1.2 as dumie, so iek die : wie du mir, so ich dir. 1.3 du koast et kriege, so as du et häbe wolt : du kannst es kriegen, wie du es haben willst. 2. (nach einem Komparativ) als: hie is gratter as iek : er ist größer als ich. 3. in der Eigenschaft als: hie oarbaidet as Polier : er arbeitet als Polier. 4. außer: nit een fon do Líede waas deer as Jan : nicht eines der Mitglieder war da außer Jan. 5. als ob/wenn: hie died, as hied hie neen Tied foar uus : er tat, als ob er keine Zeit für uns hätte. 6. dass... nicht/kein: deer is naan Pot so skeeuw, as deer n Däksel ap paset : kein Topf ist so schief, dass kein Deckel darauf passt.

Ballerbukse, -n, die

1. Polterer: so n Ballerbukse dúurt nit mee in dän Räid sitte : ein solcher Polterer darf nicht Mitglied des Rates sein. 2. Raubein, Grobian: du koast uut so n Ballerbukse naan Gouldsmid moakje: du kannst aus einem solchen Grobian keinen Goldschmied machen. 3. Tollpatsch: die oolde Ballerbukse häd mie al wier dän Ommer umesmíeten: der alte Tollpatsch hat mir schon wieder den Eimer umgeworfen.

Been, do Bene, die

1. Zimmerdecke: 1.1 die Been waas wiet un do Boolken swot: die Decke war weiß und die Balken schwarz. 1.2 hie is so groot, hie kumt boalde an dän Been: er ist so groß, er kommt fast an die Zimmerdecke heran. 2. Dachboden, Kornspeicher: 2.1 hie häd do nit aal ap dän Been: er hat nicht alle Tassen im Schrank, ist verrückt. 2.2 die Roage lait ap dän Been: der Roggen liegt auf dem Dachboden. 2.3 iek häbe jäärsene unner dän Been stríeken: ich habe gestern die Zimmerdecke gestrichen. 2.4 dän Been drieuwe: die Planken des Dachbodens so dichten oder zusammendrücken, dass keine Spalten mehr darin vorkommen. 2.5 dät Húus is läig unner dän Been: die Räume sind niedrig. 3. harter Gaumen; Scheidewand zwischen Mund und Nasenhöhle: die äärme Käärdel häd naan Been moor in de Mule: der arme Mann hat keinen Gaumen mehr im Mund.

Beenbreek, -breke, die

Beinbruch: dät is naan Beenbreek: das ist keine ernsthafte Sache, keine Tragödie; der Schaden ist nicht groß.

Bietert, -e, die

bissiger Hund, bissiges Tier: uus Húund is naan Bietert: unser Hund ist nicht bissig.

Bigríep, -e, die

1. Begriff: deer koast du die naan Bigríep fon moakje, wo stúur dät is: du kannst dir gar nicht vorstellen, wie schwer das ist. 2. Auffassungsvermögen: dät gungt uur min Bigríep: das übersteigt mein Auffassungsvermögen. 3. Bereich, Umgebung, Umgegend: sien Búräi lait in n heel uur Bigríep: seine Bauernstelle liegt in einem ganz anderen Bereich.

binutsje

benutzen: bie so n tedern Finsterrome koast du daach naan Homer binutsje! : bei einem so gebrechlichen Fensterrahmen kannst du doch keinen Hammer benutzen!

Bistound , die

Bestand: wie häbe naan Bistound fon Weder : das Wetter ist unbeständig.

bitje

1. (in der Funktion eines Adj.) wenig: mäd dät bitje Jeeld koast du niks ounfange : mit dem wenig Geld kannst du nichts anfangen. 2. (in Verbindung mit n in der Funktion eines Adv.) etwas, ein wenig: 2.1 iek wol n bitje släipe : ich will ein wenig schlafen. 2.2 deer is naan Winkel, wier n bitje is : dort findet man keinen Laden, der etwas zu bieten hat. 2.3 ljauer n bitje as goar niks : lieber ein wenig als gar nichts. 2.4 deer mout n bitje fon wäide : das muss gefeiert werden.

Biwies , -wieze, die

1. Beweis: deer häbe iek naan Biwies foar : dafür habe ich keinen Beweis. 2. schriftliche Bestätigung: deer lait ook n Biwies bie : es liegt eine schriftliche Bestätigung dabei.

boake iek boake, du bakst, hie/ju bakt, wie boake; buuk, buken; boaken; bak! boaket!

1. backen: in oolden Tieden häbe do fräiske Wieuwljude Brood, man naan Kouke boaken : in alten Zeiten haben die friesischen Frauen Brot, aber keinen Kuchen gebacken. 2. kleben; haften bleiben; sich ballen; sich zu einer Masse formen lassen: wie konnen neen Sneebale smiete; die Snee bakt nit : wir können keine Schneebälle werfen; der Schnee klebt nicht. (Mit dieser Bedeutung findet man auch die schwachen Verben bakke [sw.V1.] und [sw.V2.] boakje).

bol

stumpf: mäd dät bolle Soaks koast du naan Hoaze fille : mit dem stumpfen Messer kannst du keinen Hasen abziehen, abbalgen.

Boom, do Bome, die

1. Baum: 1.1 hie stoant as n Boom: er steht wie ein Baum (= er zieht sich nicht zurück). 1.2 hie häd noch naan Boom uutríeten : er hat noch keinen Schlag getan. 1.3 hie is n Boom fon n Käärdel : er ist ein großer, kräftiger Mann. 2. der Oberbaum des Weidentors. 3. ein im Saterland sehr beliebtes Kartenspiel, auch Soloboom genannt.

Boudem, -e, die

Boden eines Gefäßes, eines Behälters: hie häd naan Boudem in de Moage: er ist unersättlich.

breedbenig

1. mit gespreizten Beinen; breitbeinig. 2. ausgelassen, übermütig: hie däd so breedbenig, ook wan hie naan Pännig in de Taaske häd : er gibt sich so übermütig, auch wenn er keinen Pfennig in der Tasche hat.